Wie Wandern die Gesundheit fördert
Das bunte Laub der Bäume, sanftes Sonnenlicht, angenehme Temperaturen und eine Fernsicht, die besser nicht sein könnte: Der Herbst bietet die perfekten Bedingungen für Wandertouren. Doch Wandern verheißt nicht nur Naturgenuss und Entdeckerlust, sondern ist zugleich ein ideales Mittel, um körperlich fit zu bleiben. »Tatsächlich gibt es kaum eine gesündere Form der Bewegung als Wandern«, sagt der Münchner Orthopäde Dr. Heribert Konvalin vom MVZ im Helios im Gespräch mit TOPFIT.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Herr Dr. Konvalin, was ist so gesund am Wandern?
Dr. Konvalin: Wandern zeichnet sich durch viele gesundheitsfördernde Effekte aus, allen voran auf das Immunsystem oder die Fließeigenschaften des Bluts. Darüber hinaus ist Wandern ein wirksames Mittel, um abzunehmen, aber auch um Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte in den Griff zu bekommen. Sind auf der Tour zusätzlich einige pulsbeschleunigende Anstiege zu bewältigen, profitieren Lunge, Herz und Kreislauf in besonderem Maße. Gerade Bewegung in mittleren Höhen zwischen 1 000 und 2 000 Metern wirkt stärkend auf das Herz-Kreislauf-System. Zudem verbessert Höhenluft den Sauerstofftransport im Blut.
Wandern bedeutet aber auch aktive Muskelarbeit ...
Dr. Konvalin: … genau. Und das ist ein weiterer wichtiger Pluspunkt. Denn auf diese Weise lässt sich z. B. auch das Risiko für Arthrose und Osteopor ose senken. Studien belegen, dass der Knochenaufbau mit Wandern auch noch in fortgeschrittenem Alter angeregt werden kann. Dabei wirkt sich vor allem Bergaufgehen positiv auf den Knochenstoffwechsel aus, weil gegen die Erdanziehung gearbeitet werden muss. Auch wer bereits unter Kniegelenkproblemen leidet, profitiert vom leichten Bergaufgehen.
Was halten Sie von Wanderstöcken?
Dr. Konvalin: Wanderstöcke tragen sehr effektiv dazu bei, Gelenke zu schonen; die Belastung lässt sich um bis zu 30 Prozent reduzieren – das gilt auch für die Wirbelsäule. Außerdem geben Stöcke zusätzlichen Halt. Sinnvoll sind gefederte Wanderstöcke, die die harten Stöße nicht an Hände und Arme weiterleiten, sondern abdämpfen. Infrage kommen z. B. dreiteilige Teleskopstöcke, die bei Nichtgebrauch zusammengeschoben und leicht am Rucksack befestigt werden können. Damit die Stocklänge individuell passt, sollte die Armbeuge etwa einen 90-Grad-Winkel beschreiben. Service: Hier finden Sie eine Riesenauswahl an Wanderstöcken.*
Was raten Sie Patienten, die trotz Kniegelenksarthrose nicht aufs Wandern verzichten möchten?
Dr. Konvalin: Ihnen rate ich, Schwierigkeitsgrad und Dauer der Wandertour an ihre Erkrankung anzupassen. Ansonsten sind gut ausgebaute ebene oder leicht ansteigende Wege zum Wandern empfehlenswert. Wenn sich allerdings Schmerzen oder Bewegungsbeeinträchtigungen bemerkbar machen, sollte die Wanderung sofort abgebrochen und die Rückkehr angetreten werden. Ein Grund, ganz aufs Wandern zu verzichten, ist allerdings eine aktivierte Arthrose.
Spricht etwas gegen eine Bergtour, wenn man Knieprobleme hat?
Dr. Konvalin: Eine Bergtour ist prinzipiell möglich; hier ist jedoch vor allem beim Bergabgehen Vorsicht geboten. Sogar Personen, deren Kniegelenk noch nicht durch degenerative Knorpelveränderungen in Mitleidenschaft gezogen ist, können sich durch ein zu langes oder zu steiles Bergabgehen ein schmerzhaftes Überlastungssyndrom des Kniegelenks, meist im Bereich der Kniescheibe, zuziehen. Ausgangspunkt sind häufig Reizzustände von Sehnen und Bändern, die an der Kniescheibe ansetzen oder seitlich davon verlaufen. Damit die Beschwerden nicht chronisch werden, ist dann meist eine orthopädische Behandlung notwendig. Zur Vorbeugung empfiehlt sich eventuell das Tragen einer Knieorthese. Aber auch die Gefahr für eine Überdrehung des Kniegelenks ist beim Bergabgehen höher als beim Bergaufgehen. Oft trifft es eine der beiden Menisken, die u. a. als Stoßdämpfer fungieren.
Was empfehlen Sie Menschen mit einem künstlichen Kniegelenk?
Dr. Konvalin: Für Menschen mit einer Knie-Endoprothese ist regelmäßige moderate körperliche Aktivität erst einmal grundsätzlich sinnvoll: Die Muskeln werden gekräftigt, die körperliche Ausdauer wird trainiert, und auch der Knochenstoffwechsel wird angeregt, was sich wiederum günstig auf eine gute Verankerung der Gelenksprothese auswirkt. Wichtig ist, dass der Betroffene darauf achtet, sein künstliches Kniegelenk nicht zu überlasten und Sportarten wählt, bei denen dieses Risiko aufgrund der Bewegungsabläufe und der geringen Verletzungsgefahr minimal ist. Diese Voraussetzungen sind beim Wandern auf ebenen Strecken auf jeden Fall gegeben. Von steileren Anstiegen und vor allem vom Bergabgehen rate ich jedoch ab.
Wird auch die Psyche durchs Wandern gestärkt?
Dr. Konvalin: Der Gute-Laune-Schub ist sogar messbar. Denn während des ausdauernden Marschierens produziert der Körper vermehrt die Wohlfühlhormone Serotonin und Dopamin und baut gleichzeitig Stresshormone ab. Viele Wanderer fühlen sich nach ihrem Geherlebnis in der Natur denn auch deutlich entspannter, ausgeglichener – und glücklicher, wie Studien zeigen.
Zur Person
Dr. med. Heribert Konvalin ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin, spezielle Schmerztherapie und Physikalische Medizin und praktiziert im MVZ im Helios. Zu seinen Leistungsschwerpunkten gehören die Behandlung von Kniegelenkserkrankungen sowie Schultererkrankungen, aber auch Ellbogen- und Sprunggelenkarthroskopie, arthroskopische Kreuzbandoperationen, Fußchirurgie, regenerative Knorpeltherapie zur Behandlung von Arthrose sowie interventionelle Schmerztherapie einschließlich minimal-invasiver Wirbelsäulenoperationen.
Nähere Infos unter www.mvz-im-helios.de
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