Franz Scherzl präsentiert den von der Fräse fertiggestellten Rohling.

Hilfe für breite Füße dank individueller Einlagen

»Ich könnte getrost auf meinen kleinen Zeh verzichten«, schmunzelt Werner Mohrenz im Gespräch mit TOPFIT. Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Was er damit ausdrücken möchte ist vielmehr: Weil seine Füße ungewöhnlich breit sind, hatte er die letzten Jahre immer wieder mit Schmerzen zu kämpfen – vor allem im rechten Fuß. »Seitdem ich individuell angepasste Einlagen trage, hat sich die Situation jedoch deutlich verbessert«, freut sich der passionierte Läufer.    

Von Dr. Nicole Schaenzler

Wer die Gesundheit seiner Füße stärken möchte, sollte so oft wie möglich barfuß laufen – für Werner Mohrenz ist das jedoch keine Option: »Gerade beim Barfußgehen sind die Schmerzen im rechten Fuß kaum auszuhalten«.

Passionierter Läufer

Aufs Barfußlaufen kann der 74-Jährige gut verzichten – nicht aber auf sein morgendliches Lauftraining: »Seit vielen Jahren laufe ich fast jeden Morgen bei Wind und Wetter 13 Kilometer und mehr – davon können mich auch schmerzende Füße nicht abbringen«, betont Werner Mohrenz. Schon lange leidet er unter einer Fußfehlstellung, die von den Ärzten als Senk-Spreizfuß bezeichnet wird: Das Längsgewölbe auf der inneren Seite (Senkfuß) wie auch das Quergewölbe der Vorfußes (Spreizfuß) sind stark abgeflacht. Zudem sind seine beiden Füße auf Höhe des Fußballens deutlich verbreitert – sein rechter Fuß ein wenig mehr als sein linker Fuß, wie der Fußscan auf dem Flachbettscanner zeigt, mit dem Orthopädietechnikermeister Franz Scherzl sein individuelles Fußprofil ermittelt hat.

Komfortweiten für breite Füße 

Diese Verbreiterung ist entstanden, weil die Mittelfußknochen, die normalerweise parallel zueinander liegen, im Laufe der Jahre immer weiter nach außen gewandert sind – eine typische Begleiterscheinung des Spreizfußes. »Irgendwann waren die Vorfüße dann so breit, dass beim Schuhkauf nicht mehr nur die richtige Schuhgröße, sondern auch die richtige Schuhweite ausschlaggebend war«, sagt Herr Mohrenz. Immerhin bieten mittlerweile viele Hersteller Schuhe mit sogenannten Komfortweiten an, die auch ungewöhnlich breiten Füßen ein einigermaßen bequemes Tragegefühl bieten. Treten jedoch Schmerzen auf, helfen auch Schuhe mit der richtigen Schuhweite nicht mehr weiter. 

Chronische Fehlbelastung

Diese Schmerzen sind meist Folge einer andauernden falschen Belastung, die sich immer auch ungünstig auf die natürliche Abrollbewegung des Fußes auswirken – ein Teufelskreis, wodurch die Belastungsschmerzen weiter verstärkt werden. So geschehen auch bei Werner Mohrenz: »Es kam der Tag, an dem ich vor allem mit dem rechten Fuß wegen der Schmerzen kaum mehr auftreten konnte«, erklärt er. Und auch, wenn er den Fuß zusammendrückte, löste das umgehend starke Schmerzen aus. »Meine Hausärztin riet mir dann zu Einlagen, die speziell auf meine Fußprobleme abgestimmt sind«, so Werner Mohrenz. Das führte ihn zu Orthoforum Orthopädietechnik – dem Spezialisten für individuell angefertigte Einlagen. Ein voller Erfolg: »Schon bei der ersten längeren Gehstrecke mit den neuen Einlagen in den Schuhen waren die Beschwerden verschwunden«, erinnert sich Werner Mohrenz. Derzeit lässt er sich von Franz Scherzl neue Einlagen für seine Laufschuhe fertigen – damit auch sein tägliches Lauftraining wieder schmerzfrei möglich ist.

Senk-/Spreizfuß mit Folgen 


Dass die Füße mit den Jahren ihre Form verändern, hat nicht zuletzt mit einer zunehmenden Schwäche des Bindegewebes im Fuß zu tun – eine natürliche Folge des Älterwerdens. Oft lässt sich z.  B. beobachten, dass der Vorfuß breiter geworden ist: Die Knochenstrahlen sind auseinandergewichen, und das vordere Quergewölbe des Fußes hat sich abgesenkt; man könnte auch sagen, es ist durchgetreten. Eine solche Fehlstellung wird als Spreizfuß bezeichnet. »Sie kann dann ein Grund dafür sein, dass die gewohnte Schuhgröße nicht mehr passt oder normal weite Schuhe zunehmend als zu eng empfunden werden. Besteht zusätzlich ein Senkfuß, ist auch das Längsgewölbe des Fußes abgeflacht«, erklärt die Münchner Fachärztin für Allgemeinmedizin, Reisemedizin und Notfallmedizin Dr. Susanne Malik.
Fehlstellungen der Füße sind immer ein Risikofaktor für die Fußgesundheit. Denn nun stimmt die gesamte Fußstatik nicht mehr, eine chronische Fehlbelastung ist die Folge. Beispielsweise werden bei einem Spreizfuß vor allem die zweiten bis vierten Mittelfußknochen überlastet – einer der Gründe für die Entstehung einer schmerzhaften Verdickung des Mittelfußnerven (Morton Neuralgie). »Oft kommt hinzu, dass haltgebende Strukturen wie Sehnen und Bänder durch den Altersprozess zunehmend an Stärke und Elastizität verlieren«, ergänzt Dr. Malik. Dies wiederum leistet der Entwicklung weiterer Fehlstellungen Vorschub, allen voran ein Hallux valgus, Hammer- oder Krallenzehen. 

Aber auch wenn keine Folgeerkrankungen auftreten, können dem Betroffenen Schwielen und Hornhautbildung am Ballen, unangenehme Druckstellen und/oder wiederkehrende Schleimbeutelentzündungen zu schaffen machen. Oder das Gehen, Stehen und Laufen wird immer häufiger von Schmerzen begleitet – so wie bei Werner Mohrenz: Bei ihm wurden die Beschwerden infolge seines Senk-/Spreizfußes im rechten, stark verbreiterten Fuß so heftig, dass er sich schließlich in ärztliche Behandlung begeben musste. Seine Hausärztin Frau Dr. Malik verordnete ihm Einlagen. Aber eben keine Einlagen »von der Stange«, sondern Einlagen, die genau auf die (ungünstigen) Druckverhältnisse seiner Füße abgestimmt sind, um so der chronischen Überlastung entgegenzuwirken und den Füßen wieder zu einer weitgehend ungestörten Abrollbewegung zu verhelfen. 

Nähere Infos unter: 
www.praxis-dr-malik.de

Schritt für Schritt zur maßgefertigten Einlage



Herr Scherzl, was ist das Ziel der Einlagen-Therapie?

Herr Scherzl: Bei Fußfehlstellungen und anderen Fußproblemen sind bestimmte Zonen des Fußes einer besonderen Druckbelastung ausgesetzt. Oft sind es die schmerzhaften Folgen der dadurch bedingten chronischen Überbeanspruchung, die dem Betroffenen zu schaffen machen. Ziel der Einlagen-Therapie ist eine gelungene Symbiose von Fuß, Schuh und Einlage: Es gilt, den Fuß an seinen Schwachstellen zu stützen, ihn durch Druckumverteilung zu entlasten und ihn so in die Lage zu versetzen, dass er sich wieder in die ihm gemäße Form ausrichten kann. Hier können Einlagen wertvolle Dienste leisten: Frühzeitig eingesetzt, können sie nicht nur die Funktion des Fußes vollständig wiederherstellen, sondern sie beugen auch Folgeproblemen, etwa an Wirbelsäule, Knie- oder Hüftgelenken vor. Für eine therapeutisch effektive Einlagenversorgung sind jedoch eine eingehende Untersuchung der Füße einschließlich einer Bewegungsanalyse sowie eine exakte Analyse des individuellen Fußprofils mithilfe eines Scans (siehe Fotos) unerlässlich. 

Sie betonen, dass die Einlagenversorgung ganzheitlich gesehen werden muss …

Herr Scherzl: … das ist richtig. Für eine langfristige Besserung kann die Einlage immer nur Teil der Therapie sein, eine wichtige Ergänzung ist z.  B. Fußgymnastik. Deshalb zeigen wir unseren Patienten begleitend spezielle Übungen, die individuell zu ihrem Fußproblem passen und die sie regelmäßig zu Hause durchführen können. 

Welche Einlagen haben sich besonders bewährt?

Herr Scherzl: Wenn möglich, geben wir sensomotorischen Einlagen den Vorzug. Lange Zeit war es üblich, starre Einlagen zu fertigen, dahinter stand die Idee, dass der Fuß aufgerichtet und das Fußgewölbe im Sinne einer Formgebung unterstützt werden muss. Mit den modernen Einlagen verfolgen wir einen anderen Ansatz, indem sie den Fuß nicht passiv stützen, sondern ihn aktiv arbeiten lassen. Dabei setzen die sensomotorischen Einlagen eine Art Lernprozess in Gang, indem  eingearbeitete Pelotten-Elemente auf den Sohlen der Einlagen direkt auf die Rezeptoren der Fußmuskeln einwirken. Auf diese An- oder Entspannung der Muskulatur reagiert der Körper mit einer veränderten Muskelspannung. Der Effekt: eine verbesserte muskuläre Balance, weniger Beschwerden – und mit der Zeit auch eine nachhaltige Korrektur der Fuß- und Körperstatik.

Helfen sensomotorische Einlagen auch bei Senk-Spreizfüßen?

Herr Scherzl: Auf jeden Fall. Studien legen nahe, dass diese Einlagen sogar dazu beitragen können, einer OP vorzubeugen – vorausgesetzt, sie sind nach Maß gefertigt und entsprechen exakt dem individuellen Fußprofil.



Franz Scherzl ist Orthopädietechnikermeister und Geschäftsführender Gesellschafter der Orthoforum Orthopädietechnik in München-Perlach